Vorbereitung eines Zeitzeugeninterviews

Icon Nummer Lernmodul 2

 

 

 

Dauer: Basis: 135 Min.; Vertiefung: zusätzlich 45 Min.
Partnerarbeit, Arbeitsgruppen, Plenum
2 Arbeitsmaterialien
Technische Voraussetzungen: Internetzugang, Computerarbeitsplätze, ggf. Smartphones

 

Kurzbeschreibung

Thema des Lernmoduls

Mithilfe des Lernmoduls 2 können Lehrkräfte Schüler*innen die inhaltlichen und methodischen Planungsschritte vermitteln, die zur Vorbereitung eines Zeitzeugeninterviews mit einer/einem Angehörigen der Dritten Generation Ostdeutschland notwendig sind. Die Schüler*innen lernen, eigene Fragestellungen zu entwickeln und werden darauf vorbereitet, einen/eine Zeitzeug*in selbständig zu interviewen.

Didaktische Hinweise:

Gespräche mit Zeitzeug*innen sind ein fester Bestandteil methodenorientierter Bildungsarbeit. Anhand des Interviews kann Grundlagenwissen der Oral History vermittelt werden. Dieses Wissen eröffnet Lernchancen im Sinne des kompetenzorientierten Unterrichts, indem es Elemente des forschenden, handlungs- und produktorientierten Lernens miteinander verknüpft. Zudem schult das selbstständige Durchführen von Interviews die Eigeninitiative sowie den Respekt und die Empathie für andere Menschen. Darüber hinaus kann die Auseinandersetzung mit konkreten Lebensgeschichten für Schüler*innen aufschlussreich sein, indem sie eigene Fragen an die Vergangenheit stellen, weitgehend eigenständig historische Informationen sammeln und ordnen und daraus Fragen an einen/eine Zeitzeug*in entwickeln. Anhand eines solchen Interviews können die Schüler*innen beispielsweise die Auswirkungen subjektiv erlebter historischer Ereignisse auf eine individuelle Biografie nachvollziehen oder erkennen, wie sich gesellschaftliche Werte gewandelt haben.

Lernziele:

  • Die Schüler*innen kennen erste inhaltliche Ziele und methodische Vorgehensweisen zur Umsetzung eines Zeitzeugeninterviews.
  • Die Schüler*innen wissen, wie sie ein Zeitzeugeninterview inhaltlich und methodisch strukturieren.
  • Die Schüler*innen kennen ihre Rollenverteilung zur Durchführung des Zeitzeugeninterviews.

Ablaufvorschlag

Arbeitsphase 1
 

Lernziel:

Die Schüler*innen kennen erste inhaltliche Ziele und methodische Vorgehensweisen zur Umsetzung eines Zeitzeugeninterviews.

Inhalt:

Die Arbeitsphase umfasst die Auswertung der Hausaufgabe und das Sammeln der wichtigsten inhaltlichen und methodischen Erfahrungen, die die Schüler*innen während eines Kurzinterviews mit einem Elternteil oder einem anderen geeigneten Erwachsenen zu dessen Erinnerungen an den Mauerfall geführt haben. (siehe Lernmodul 1: “Hausaufgabe”)

Umsetzung:

  • Die Lehrkraft bittet einzelne Schüler*innen, von ihrem Hausaufgabeninterview zu berichten (Wichtig: Es sollen nur solche Schüler*innen berichten, die das selbst wollen und die von ihrer/ihrem jeweiligen Interviewpartner*in wissen, dass er/sie damit einverstanden ist).
  • Die Lehrkraft unterstützt den/die berichtende*n Schüler*in, die wichtigsten inhaltlichen Informationen zu benennen und visualisiert diese Informationen an der Tafel.
  • Die Lehrkraft unterstützt den/die berichtende*n Schüler*in, die wichtigsten methodischen Vorgehensweisen (bspw. Selbstvorstellung, Einstiegsfrage, Nachfrage, offene Fragen etc.) im Interview zu benennen und visualisiert diese an der Tafel.
  • Die Lehrkraft ergänzt fehlende methodische Überlegungen und ordnet diese den Interviewphasen “Einstieg”, “Hauptteil” und “Abschluss” zu.
Arbeitsphase 2
 

Lernziel:

Die Schüler*innen wissen, wie sie ein Zeitzeugeninterview inhaltlich und methodisch strukturieren.

Inhalt:

Die Schüler*innen erarbeiten anhand der Kurzbiografie des/der gewählten Zeitzeug*in Fragen für ein Interview, das sie später mit diesem/dieser Zeitzeug*in führen werden.

Umsetzung:

Vorbereitung: Die Lehrkraft sucht im Zeitzeugenpool des Lernportals einen/eine Zeitzeug*in aus. Dort findet sich die Kurzbiografie auch als Dokument zum Download. Die Lehrkraft druckt die Kurzbiografie für alle Schüler*innen aus.

  • Die Schüler*innen bilden Arbeitsgruppen mit bis zu 3-5 Personen.
  • Die Schüler*innen lesen in diesen Arbeitsgruppen die Kurzbiografie des/der Zeitzeug*in.
  • Die Lehrkraft klärt ggf. Verständnisfragen, die die Schüler*innen zur Kurzbiografie haben.
  • Die Lehrkraft vertieft ggf. noch einmal für alle Schüler*innen das Hintergrundwissen zum historischen Kontext.
  • Die Schüler*innen erarbeiten Fragen für das Zeitzeugeninterview:
    • Jede Arbeitsgruppe sammelt 3-5 Fragen an den/die Zeitzeug*in auf Moderationskarten.
    • Die Moderationskarten werden an einer Tafel oder Pinnwand für alle Schüler*innen visualisiert.
    • Die Lehrkraft clustert mithilfe der Schüler*innen die Fragen nach Themenschwerpunkten.
    • Die Lehrkraft weißt auf den Unterschied von “offenen” und “geschlossenen” Fragen hin und empfiehlt den Schüler*innen für ihren Interviewleitfaden “offene Fragen” zu wählen.
    • Die Arbeitsgruppen wählen sich jeweils einen Themenschwerpunkt.
    • Jede Arbeitsgruppe schreibt einen detaillierten Interviewleitfaden zu ihrem Themenschwerpunkt, in dem sie 3 offene Fragen formuliert.
    • Die Schüler*innen präsentieren, diskutieren und finalisieren die Leitfadenentwürfe im Austausch mit dem Plenum und der Lehrkraft.

 Vertiefung (ca. 45 Min.)

Zur vertiefenden Vorbereitung des Zeitzeugeninterviews können sich die Schüler*innen zusätzliches Hintergrundwissen zur Biografie des/der Zeitzeug*in erschließen.

  • Hinweise zur Umsetzung der Vertiefungsphase:
    Die Schüler*innen nutzen die im Unterricht zur Verfügung stehenden analogen und digitalen Recherchemöglichkeiten nach Schlüsselereignissen, Daten, Begriffen, die sich aus der Zeitzeugen-Kurzbiografie ergeben. Genutzt werden können Lehrbücher, Arbeitsmaterialien, Onlinerecherche mittels eigenem Smartphone oder Computer sowie die Links im “Hintergrundmaterial”.

 

Arbeitsphase 3
 

Ziel:

Die Schüler*innen kennen die Rollenverteilung zur Durchführung ihres Zeitzeugeninterviews.

Inhalt:

Die Arbeitsphase umfasst einen Vortrag und ein Gruppengespräch, in dem die Lehrkraft und die Schüler*innen gemeinsam klären, welche Aufgaben zu besetzen sind, welche Erkenntnisse sie erwarten, welche Schwierigkeiten sie im Verlauf des Zeitzeugengesprächs annehmen und wie sie auf diese reagieren wollen.

Umsetzung:

Vorbereitung: Die Lehrkraft druckt das Arbeitsblatt “Beobachtungsbogen Zeitzeugeninterview” für die Beobachter*innen sowie das Arbeitsblatt “Gedächtnisprotokoll Interviewer” für die Interviewer*innen aus.

  • Die Lehrkraft befragt die Schüler*innen nach den Aufgaben, zu erwartenden Erkenntnissen und Schwierigkeiten im Interview.
  • Die Lehrkraft klärt gemeinsam mit den Schüler*innen Fragen
    a) zur Rollenverteilung:

    • Wie kommt der/die Zeitzeug*in in die Schule?
    • Wie und durch wen wird der/die Zeitzeug*in begrüßt und
      vorgestellt?
    • Wie und wer fragt nach dem Einverständnis zum Fotografieren,
      Aufzeichnen und ggf. Transkribieren des Interviews?
    • Wer stellt die Fragen an den/die Zeitzeug*in? Antwort: Pro
      Arbeitsgruppe ein/eine Interviewer*in. -> Die Lehrkraft stellt das
      Arbeitsblatt “Gedächtnisprotokoll Interviewer” zur Verfügung.
    • Welche Aufgaben haben die anderen Schüler*innen?: Beobachter*innen, Technik, Zeitwächter*innen etc. -> Die Lehrkraft stellt das Arbeitsblatt “Beobachtungsbogen Zeitzeugeninterview” zur Verfügung.
    • Wer verabschiedet den/die Zeitzeug*in?
    • In welcher Form werden dem/der Zeitzeug*in Feedback und Dank übermittelt?
  • Die Lehrkraft klärt gemeinsam mit den Schüler*innen Fragen
    b) zur Interviewführung:

    • Den Gesprächseinstieg klären (bspw: Die Interviewerrunde begrüßt und stellt die Klasse vor).
    • Herausfordernde Interviewszenarien durchsprechen und klären, wie die Interviewer*in damit umgehen kann:
      • Zeitzeug*in hört nicht mehr auf zu reden oder redet zu wenig.
      • Zeitzeug*in oder Interviewer*in sind überwältigt.
    • Wie weiter, wenn alle vorbereiteten Fragen nach kurzer Zeit beantwortet sind?
    • Wie und durch wen wird das Gespräch beendet?

Arbeitsmaterial

Diese Arbeitsmaterialien werden zur Umsetzung des Lernmoduls benötigt:

Hintergrundmaterial

Die folgenden Hintergrundmaterialien werden Lehrkräften und Schüler*innen empfohlen, um ein tiefergehendes Verständnis der Thematik dieses Lernmoduls zu erlangen.

Text: “Wahrnehmen und Speichern – Erinnern und Erzählen oder Wie Geschichte entsteht”
Text: “Bleib nicht stumm … Zeitzeugengespräche führen“