Auswertung eines Zeitzeugeninterviews

Icon Nummer Lernmodul 4

 

 

 

Dauer: Basis: mind. 90 Min.; Vertiefung: zusätzlich max. 180 Min.
Arbeitsgruppen, Plenum
28 Arbeitsmaterialien
Technische Voraussetzungen: Internetzugang, Computerarbeitsplätze, Kopfhörer, Beamer oder Whiteboard

Kurzbeschreibung

Thema des Lernmoduls:

Im Lernmodul 4 werden Schüler*innen angeleitet, ein Zeitzeugengespräch auszuwerten, um so die Auswirkungen, die der Systemumbruch von 1989/90 auf die damaligen Kinder und Jugendlichen hatte, beispielhaft darzustellen und zu beurteilen. Hierfür dokumentieren sie zunächst die Zeitzeugenerzählung, die sie im Rahmen des Lernmoduls 3 gehört haben. Anschließend analysieren und interpretieren sie die so geschaffene Quelle. Dabei werden sie auch angeleitet, die Eigenschaften der Quelle kritisch zu reflektieren sowie Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten oder Widersprüche zu anderen privaten oder öffentlichen Darstellungen herauszuarbeiten.

Didaktische Hinweise:

Zeitzeugengespräche, die im Kontext schulischer oder außerschulischer Bildungsarbeit entstanden sind, werden in der Regel nicht 1:1 transkribiert und ausgewertet. Stattdessen empfiehlt es sich, das gesamte Interview zu sichern, indem es entlang der gestellten Fragen nach Sinneinheiten gegliedert wird. So können sich die Schüler*innen in der folgenden Analyse besser im Text orientieren. Durch die anschließende De-Konstruktion des Interviews erkennen die Schüler*innen, dass Erzählungen über die Vergangenheit immer zeitgebunden sowie an unterschiedliche Perspektiven und Interessen geknüpft sind. Um zu verdeutlichen, dass die Erzählungen des/der Zeitzeug*in subjektive Ausschnitte einer individuellen Vergangenheit sind, werden der erschaffene Quellentext insbesondere mit anderen Quellen verglichen und die Leitfragen zur äußeren und inneren Quellenkritik beantwortet.

Die Erzählungen der Zeitzeug*innen aus der Dritten Generation Ostdeutschland sind oftmals erheblich von den Erzählungen ihrer Eltern und anderer Sozialisationsinstanzen sowie vom öffentlichen Erinnerungsdiskurs durchdrungen. Zudem haben sie, anders als Menschen, die in Zeitzeugengesprächen von einer anerkannten Opfererfahrung berichten, als Alltagszeitzeug*innen oftmals keine Erzählung zur Verfügung, die sie inhaltlich klar abgrenzen und bewerten können. Die Schüler*innen sind daher in besonderer Weise herausgefordert, die verschiedenen Gesprächsebenen voneinander zu unterscheiden, um die subjektiven Deutungen des/der Zeitzeug*in zu erkennen.

Tipp 1: Die verschiedenen Arbeitsphasen des Lernmoduls 4 sind für unterschiedliche Schwierigkeitsstufen und Zeitumfänge konzipiert. Die komplette Umsetzung des Lernmoduls umfasst mindestens 90 Min. und max. 180 Min. in der komplexesten Ausführung. Sofern Lehrkräfte nur sehr wenig Zeit haben, sollten sie dennoch nicht auf die Auswertung des Interviews verzichten. Sie sollten sich stattdessen auf eine angeleitete Feedbackrunde beschränken, in der sowohl die emotionalen Eindrücke und Erfahrungen der Schüler*innen zur Sprache kommen als auch die Inhalte und Deutungen der Zeitzeugenerzählung. So geben sie ihren Schüler*innen die Gelegenheit, über das Erlebte zu sprechen und das Gelernte zu reflektieren.

Tipp 2: Die Lehrkraft kann in Vorbereitung auf die Unterrichtseinheit eine Transkription und Auswertung des Zeitzeugeninterviews durchführen, um dieses den Schüler*innen zur Verfügung zu stellen, damit sie sich direkt dem Interview zuwenden können.

Lernziele:

  • Die Schüler*innen wissen, dass ihre Gedächtnisprotokolle das Ergebnis unterschiedlicher Beobachtungsstandpunkte sind.
  • Die Schüler*innen lernen, eine Quelle bzw. einen materiellen Untersuchungsgegenstand zu schaffen.
  • Die Schüler*innen lernen, die Aussagen aus dem Interview in den historischen Kontext einzuordnen. Dadurch wissen sie, dass es Gemeinsamkeiten und Widersprüche zwischen der konkreten Geschichte des/der Zeitzeug*in und der offiziellen bzw. kollektiven Geschichtserzählung gibt.
  • Die Schüler*innen können konkrete Beispiele benennen, die belegen, dass der Systemumbruch 1989/90 einen Einfluss auf die damaligen Kinder und Jugendlichen hatte. Sie beurteilen diese Beispiele in Hinblick auf die entstandenen und verschlossenen Chancen, die die historisch-politische Entwicklung auf den Lebenslauf der damaligen Kinder und Jugendlichen hatte.
  • Die Schüler*innen lernen, anhand ihrer persönlichen Beurteilung des Einflusses des Systemumbruchs 1989/90 auf die damaligen Kinder und Jugendlichen, eine Hypothese zum Thema “Jung sein und Erwachsenwerden in zwei politischen Systemen” zu formulieren.

Ablaufvorschlag

Arbeitsphase 1

Lernziel:

Die Schüler*innen wissen, dass ihre Gedächtnisprotokolle das Ergebnis unterschiedlicher Beobachtungsstandpunkte sind.

Inhalt:

In dieser Arbeitsphase rufen sich die Schüler*innen die Eindrücke der ersten Auswertungsrunde nach dem Zeitzeugengespräch in Erinnerung und tauschen sich über die Ergebnisse ihrer Gedächtnisprotokolle aus. Sie werden angeleitet, die unterschiedlichen Beobachtungsstandpunkte zu reflektieren. Dabei erfahren sie, dass es eine Schnittmenge an gleichen Beobachtungen gibt, und dass es Beobachtungsergebnisse gibt, die sich aufgrund des jeweils individuellen Beobachtungsfokusses unterscheiden.

Umsetzung:

  • Die Lehrkraft bittet die Interviewer*innen, ihre Eindrücke und Gefühle zum Interviewverlauf zu schildern. Sie fragt nach Höhepunkten und schwierigen Phasen im Interview.
  • Die Lehrkraft bittet die Schüler*innen der Beobachtungsgruppe, anhand der Protokolle ihre Eindrücke und Emotionen zum Gesprächsverlauf, zur Gesprächsatmosphäre sowie zu Besonderheiten des Interviews zu schildern.
  • Die Lehrkraft äußert eigene Eindrücke und ordnet besondere Momente ein.
  • Die Lehrkraft bittet die Schüler*innen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Beobachtungsergebnissen zu benennen.

Lernziel:

Die Schüler*innen lernen, eine Quelle bzw. einen materiellen Untersuchungsgegenstand zu schaffen.

Inhalt:

Die Schüler*innen tragen die Interviewfragen und Kernaussagen anhand ihrer Notizen zusammen und ordnen diese für die anschließende quellenkritische Auswertung.

Umsetzung A (Schwierigkeitsgrad: leicht; Zeitumfang: ca. 25 Min.)

Vorbereitung: Die Lehrkraft hält Moderationskarten für den Arbeitsprozess bereit.

  • Die Lehrkraft lässt die Schüler*innen sich in ihren bisherigen Arbeitsgruppen zusammenfinden.
  • Die Schüler*innen tragen in ihren jeweiligen Arbeitsgruppen die Aussagen des/der Zeitzeug*in zusammen und notieren sie auf Moderationskarten.
  • Schlüsselaussagen können als Zitate übernommen werden.
  • Die Ergebnisse werden an der Tafel visualisiert. So erhalten alle Schüler*innen einen Überblick über das gesamte Interview.

Tipp: Bei sehr knapper Zeit übernimmt die Lehrkraft diesen Arbeitsschritt mittels einer Zurufabfrage.

Tipp: Wenn sich die Lehrkraft für die Umsetzung A entschieden hat, dann kann sie in Arbeitsphase 3 mit der Umsetzungsvariante A fortfahren.

 

Umsetzung B (Schwierigkeitsgrad: mittel; Zeitumfang: ca. 55 Min.)

Vorbereitung: Die Lehrkraft stellt den Schüler*innen Computerarbeitsplätze und das Arbeitsblatt “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews I” zur Verfügung. Sie beschafft zudem einen Beamer oder stellt sicher, dass ein Whiteboard in der Arbeitsphase zur Verfügung steht.

  • Die Lehrkraft lässt die Schüler*innen sich in ihren bisherigen Arbeitsgruppen zusammenfinden.
  • Die Arbeitsgruppen erfüllen Aufgabe 1 des Arbeitsblattes “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews I”.
  • Die Schüler*innen klären unbekannte Orts- und Personennamen sowie Hintergrundereignisse aus der Zeitzeugenerzählung.

Tipp: Falls keine Computerarbeitsplätze zur Verfügung stehen, kann das Arbeitsblatt auch als Ausdruck ausgeteilt werden.

Tipp: Falls keine Computerarbeitsplätze mit Internetanschluss zur Verfügung stehen, können die Schüler*innen hierfür ihre Smartphones nutzen.

  • Die Lehrkraft führt die Ergebnisse aller Arbeitsgruppen in einer gemeinsamen Tabelle zusammen.
  • Die Ergebnisse werden an die Wand projiziert. So erhalten die Schüler*innen einen Überblick über das gesamte Interview.
  • Die Schüler*innen prüfen abschließend, ob alle Fragen beantwortet wurden und ob neue Fragen entstanden sind.

Tipp: Wenn sich die Lehrkraft für die Umsetzung B entschieden hat, dann kann sie in Arbeitsphase 3 mit der Umsetzungsvariante A fortfahren.

 

Umsetzung C (Schwierigkeitsgrad: hoch; Zeitumfang: ca. 70 Min.)

Vorbereitung: Die Lehrkraft stellt den Schüler*innen Computerarbeitsplätze und das Arbeitsblatt “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews II” zur Verfügung. Sie beschafft zudem einen Beamer oder stellt sicher, dass ein Whiteboard in der Arbeitsphase zur Verfügung steht.

  • Die Lehrkraft lässt die Schüler*innen sich in ihren bisherigen Arbeitsgruppen zusammenfinden.
  • Die Arbeitsgruppen erfüllen anhand ihrer Gedächtnis- bzw. Beobachtungsprotokolle die Aufgabe 1 auf dem Arbeitsblatt “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews II” für die von ihnen gestellten Fragen an den/die Zeitzeug*in. (ca. 20 Min.)
  • Die Schüler*innen klären unbekannte Orts- und Personennamen sowie Hintergrundereignisse aus der Zeitzeugenerzählung. (ca. 15 Min.)
  • Die Schüler*innen erfüllen die Aufgabe 2 auf dem Arbeitsblatt “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews II” für die von ihnen gestellten Fragen an den/die Zeitzeug*in. (ca. 15 Min.)
  • Die Lehrkraft führt die Ergebnisse aller Arbeitsgruppen in einer gemeinsamen Tabelle zusammen.
  • Die Ergebnisse werden an die Wand projiziert. So erhalten die Schüler*innen einen Überblick über das gesamte Interview. (ca. 15 Min.)
  • Die Schüler*innen prüfen abschließend, ob alle Fragen beantwortet wurden und ob neue Fragen entstanden sind. (ca. 5 Min.)

Tipp: Falls keine Computerarbeitsplätze zur Verfügung stehen, kann das Arbeitsblatt auch als Ausdruck ausgeteilt werden.

Tipp: Falls keine Computerarbeitsplätze mit Internetanschluss zur Verfügung stehen, können die Schüler*innen hierfür ihre Smartphones nutzen.

Tipp: Wenn sich die Lehrkraft für die Umsetzung C entschieden hat, dann kann sie in Arbeitsphase 3 sowohl mit der Umsetzungsvariante A als auch mit der Umsetzungsvariante B fortfahren.

Arbeitsphase 3
 

Lernziele:

Die Schüler*innen lernen, die Aussagen aus dem Interview in den historischen Kontext einzuordnen. Dadurch wissen sie, dass es Gemeinsamkeiten und Widersprüche zwischen der konkreten Geschichte des/der Zeitzeug*in und der offiziellen bzw. kollektiven Geschichtserzählung gibt.

Die Schüler*innen können konkrete Beispiele benennen, die belegen, dass der Systemumbruch 1989/90 einen Einfluss auf die damaligen Kinder und Jugendlichen hatte. Sie beurteilen diese Beispiele in Hinblick auf die entstandenen und verschlossenen Chancen, die die historisch-politische Entwicklung auf den Lebenslauf der damaligen Kinder und Jugendlichen hatte.

Inhalt:

Die Schüler*innen werden angeleitet, die Informationen aus dem Zeitzeugeninterview mit anderen Überlieferungen zu vergleichen und die Leitfragen zur äußeren und inneren Quellenkritik zu beantworten. Auf Grundlage der quellenkritischen Auswertung formulieren die Schüler*innen eine eigene Meinung dazu, inwiefern die historisch-politische Entwicklung einen Einfluss auf den Lebenslauf des/der Zeitzeug*in bzw. auf die damaligen Kinder und Jugendlichen allgemein hatte. Sie formulieren zudem eine eigene Meinung, welche Auswirkungen ein gesellschaftlicher Systemumbruch heute auf ihr eigenes Leben hätte.

 

Umsetzung A (Schwierigkeitsgrad: niedrig; Zeitaufwand: ca. 40 Min.)

Vorbereitung: Die Lehrkraft stellt den Schüler*innen die Ergebnisse aller Arbeitsgruppen in einem Word-Dokument zur Verfügung. Zudem macht sie den Schüler*innen möglichst viele der Informationen zugänglich, die im Menüpunkt “Arbeitsmaterial” des Lernmoduls 4 gelistet sind. Einige dieser Materialien können durch die Lehrkraft ausgedruckt werden. Für den Zugriff auf alle Materialien ist es sinnvoll, dass die Schüler*innen einen Computerarbeitsplatz mit Internetzugang zur Verfügung haben.

  • Die Lehrkraft bittet die Arbeitsgruppen, ihre jeweiligen Ergebnisse aus
    Aufgabe 1 des Arbeitsblattes “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews I” in den historischen Kontext einzuordnen.
    Dafür sollen sie die Interviewaussagen mit den Informationen aus den Hintergrundmaterialien vergleichen und auf Gemeinsamkeiten sowie Widersprüche hin überprüfen.
  • Zudem bittet die Lehrkraft die Schüler*innen, die Informationen aus dem Interview mit anderen biografischen Überlieferungen zu vergleichen, um so herauszufinden, wie unterschiedlich eine historische Zeit oder ein Ereignis wahrgenommen und erinnert wird bzw. worüber ihr/ihre Zeitzeug*in nicht gesprochen hat (siehe dazu insbesondere das “Arbeitsmaterial” unter dem Stichwort “Biografische Darstellungen”).
  • Die Lehrkraft weist die Schüler*innen in den Arbeitsgruppen darauf hin, dass sie arbeitsteilig vorgehen sollen.
  • Die Lehrkraft unterstützt die Schüler*innen, folgende Fragen zu beantworten:

Äußere Quellenkritik:

  • Wie alt war der/die Zeitzeug*in zum Zeitpunkt der historischen Ereignisse/Prozesse?
  • War der/die Zeitzeug*in vor Ort? Wie lange?
  • Wie nah war der/die Zeitzeug*in am Geschehen?
  • Welche Rolle oder Funktion hatte der/die Zeitzeug*in?

Innere Quellenkritik:

  • Über welche wichtigen historischen Ereignisse und Themen wird im Interview gesprochen? Über welche nicht? Womit könnte das zusammenhängen?
  • Wie hat der/die Zeitzeug*in die historischen Ereignisse und Themen erlebt? Was war für ihn/sie besonders beeindruckend/ wichtig?
  • Wie beurteilt er/sie die Rolle der historischen Erfahrungen für seine/ihre Lebensentwicklung?

Vergleich mit anderen Quellen und Darstellungen:

  • Die Lehrkraft bitte die Schüler*innen, die Zeitzeugenerzählung mit der Darstellung der historischen Ereignisse in anderen Quellen bzw. den Erfahrungen von anderen Angehörigen der Dritten Generation Ost in Hinblick auf “Was war anders?” und “Was war neu?” zu vergleichen.

Bewertung:

  • Die Lehrkraft bittet die Schüler*innen eigene Einschätzungen zu folgenden Fragen zu formulieren:
    • Warum hat der/die Zeitzeug*in seine/ihre Geschichte erzählt?
    • Hat der/die Zeitzeug*in bestimmte Aussagen stark betont und wiederholt? Was könnte seine/ihre Absicht gewesen sein?
  • Die Lehrkraft bitte die Schüler*innen, folgende Fragen miteinander zu diskutieren:
    • Welchen Einfluss hatte der Systemumbruch 1989/90 auf die damaligen Kinder und Jugendlichen? Wie sind aus heutiger Perspektive die entstandenen und verschlossenen Chancen einzuschätzen, die die historisch-politischen Entwicklungen auf den Lebenslauf der damaligen Kinder und Jugendlichen hatten?
    • Welche möglichen Konsequenzen hätte ein solcher Umbruch des politischen Systems auf die heutige Jugendgeneration (kurzfristig/ langfristig)?

Tipp: Die Fragen können den Schüler*innen als Checkliste zur Verfügung gestellt werden. Idealerweise fließen die Aus- und Bewertungsergebnisse in die Präsentation (Lernmodul 5) ein.

 

Umsetzung B (Schwierigkeitsgrad: hoch; Zeitaufwand: ca. 90 Min.)

Vorbereitung: Die Lehrkraft stellt den Schüler*innen die Ergebnisse aller Arbeitsgruppen in einem Word-Dokument zur Verfügung. Zudem macht sie den Schüler*innen möglichst viele der Informationen zugänglich, die im Menüpunkt “Arbeitsmaterial” des Lernmoduls 4 aufgelistet sind. Einige dieser Materialien können durch die Lehrkraft ausgedruckt werden. Für den Zugriff auf alle Materialien ist es sinnvoll, dass die Schüler*innen einen Computerarbeitsplatz mit Internetzugang zur Verfügung haben.

  • Die Lehrkraft bittet die Arbeitsgruppen, ihre jeweiligen Ergebnisse aus
    Aufgabe 1 des Arbeitsblattes “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews II” in den historischen Kontext einzuordnen.
    Dafür sollen sie die Interviewaussagen mit den Informationen aus den Hintergrundmaterialien vergleichen und auf Gemeinsamkeiten sowie Widersprüche hin überprüfen.
  • Zudem bittet die Lehrkraft die Schüler*innen, die Informationen aus dem Interview mit anderen biografischen Überlieferungen zu vergleichen, um so herauszufinden, wie unterschiedlich eine historische Zeit oder ein Ereignis wahrgenommen und erinnert wird bzw. worüber ihr/ihre Zeitzeug*in nicht gesprochen hat (siehe dazu insbesondere das “Arbeitsmaterial” unter dem Stichwort “Biografische Darstellungen”).
  • Die Lehrkraft bittet die Arbeitsgruppen, die 3 Ebenen der Zeitzeugenerzählung anhand ihrer Ergebnisse aus dem Arbeitsblatt “Sichern und Aufbereiten eines Zeitzeugeninterviews II”, Aufgabe 2 zu unterscheiden:
    • Die Perspektive der damals handelnden Person (Analyse): Bericht vergangener Ereignisse: Was berichtet der/die Zeitzeug*in über sich und die damalige Zeit?
    • Perspektive der Schilderung des damaligen Handelns aus heutiger Sicht (Sachurteil). Erklärung und Deutung der Ereignisse: Wie und auf welche Weise erzählt der/die Zeitzeug*in über sich und die Vergangenheit?
    • Perspektive für die heutigen Zuhörer*innen (Werturteil).
      Schlussfolgerungen und Botschaften: Welche Botschaft wollte der/die Zeitzeug*in weitergeben?

Die Lehrkraft unterstützt die Schüler*innen, folgende Fragen zu beantworten:
Äußere Quellenkritik:

  • Wie alt war der/die Zeitzeug*in zum Zeitpunkt der historischen Ereignisse/Prozesse?
  • War der/die Zeitzeug*in vor Ort? Wie lange?
  • Wie nah war der/die Zeitzeug*in am Geschehen?
  • Welche Rolle oder Funktion hatte der/die Zeitzeug*in?

Innere Quellenkritik:

  • Über welche wichtigen historischen Ereignisse und Themen wird im Interview gesprochen? Über welche nicht? Womit könnte das zusammenhängen?
  • Wie hat der/die Zeitzeug*in die historischen Ereignisse und Themen erlebt? Was war für ihn/sie besonders beeindruckend/ wichtig?
  • Wie beurteilt er/sie die Rolle der historischen Erfahrungen für seine/ihre Lebensentwicklung?

Vergleich mit anderen Quellen und Darstellungen:

  • Die Lehrkraft bittet die Schüler*innen, die Zeitzeugenerzählung mit der Darstellung der historischen Ereignisse in anderen Quellen bzw. den Erfahrungen von anderen Angehörigen der Dritten Generation Ost in Hinblick auf “Was war anders?” und “Was war neu?” zu vergleichen.

Bewertung:

  • Die Lehrkraft bittet die Schüler*innen, eigene Einschätzungen zu folgenden Fragen zu formulieren:
    • Warum hat der/ Zeitzeug*in seine/ihre Geschichte erzählt?
    • Hat der/die Zeitzeug*in bestimmte Aussagen stark betont und wiederholt? Was könnte seine/ihre Absicht gewesen sein?
  • Die Lehrkraft bitte die Schüler*innen, folgende Fragen miteinander zu diskutieren:
    • Welchen Einfluss hatte der Systemumbruch 1989/90 auf die damaligen Kinder und Jugendlichen? Wie sind aus heutiger Perspektive die entstandenen und verschlossenen Chancen einzuschätzen, die die historisch-politischen Entwicklungen auf den Lebenslauf der damaligen Kinder und Jugendlichen hatten.
    • Welche möglichen Konsequenzen hätte ein solcher Umbruch des politischen Systems auf die heutige Jugendgeneration (kurzfristig/  langfristig)?

Tipp: Die Fragen können den Schüler*innen als Checkliste zur Verfügung gestellt werden. Idealerweise fließen die Aus- und Bewertungsergebnisse in die Präsentation (Lernmodul 5) ein.

Hausaufgabe
 

Lernziel:

Die SuS lernen, anhand ihrer persönlichen Beurteilung des Einflusses des Systemumbruchs 1989/90 auf die damaligen Kinder und Jugendlichen, eine Hypothese zum Thema “Jung sein und Erwachsenwerden in zwei politischen Systemen” zu formulieren.

Inhalt:

In der Hausaufgabe entwickeln die Schüler*innen anhand ihrer bisherigen Kenntnisse eine Hypothese zum Thema “Jung sein und Erwachsenwerden in zwei politischen Systemen”, die ihnen als Grundlage für eine Untersuchung im Rahmen des Lernmoduls 5 dient.

Umsetzung:

  • Die Schüler*innen schreiben eine Aussage auf, in der sie auf der Grundlage des zurückliegenden Auseinandersetzungsprozesses eine plausible, aber bisher nicht bewiesene Annahme zum Thema “Jung sein und Erwachsenwerden in zwei politischen Systemen” formulieren.

Arbeitsmaterial

Diese Arbeitsmaterialien werden zur Umsetzung des Lernmoduls benötigt:

 

Die folgenden Arbeitsmaterialien stellen eine Auswahl dar, um die Zeitzeugenaussagen in den historischen Kontext einbetten und anderen biografischen Darstellungen gegenüberstellen zu können.

Biografische Darstellungen:

 

Identität:

 

Bewertung der Deutschen Einheit:

 

Statistiken | Umfragen:

 

Rassismus:

 

Alltag in der (Nach-)Wendezeit:

 

Aufarbeitung:

www:

 

Hintergrundmaterial

Die folgenden Hintergrundmaterialien empfehlen wir Lehrkräften und Schüler*innen, die ein tiefergehendes Verständnis der Thematik dieses Lernmoduls erlangen wollen: