Marius, geboren 1980
in Weimar

Foto MariusKFoto: © Sven Gatter
„Die Demokratische Revolution von 1989 zeigt, dass es möglich ist, die Welt zu verändern.“

Kurzbiografie

Marius wird 1980 in Weimar geboren und wächst in Neuruppin auf. Er durchläuft als Kleinkind die staatliche Kinderkrippe, einen christlichen Kindergarten und wird nach der Einschulung bei den Jungpionieren aufgenommen. Zu den Erinnerungen an seine Kindheit gehört, sich draußen mit den Nachbarskindern herumzutreiben, Buden zu bauen und Urlaube bei der Oma in Rostock.

Im Herbst 1989 ist Marius neun Jahre alt. Seine Erinnerungen an diese Zeit sind bruchstückhaft. Die Demonstrationen und Friedensgebete gehören dazu. Der Vater beteiligt sich im neu gegründeten Neuen Forum, druckt Flugblätter auf einer Ormig-Maschine. Die Oma dagegen will nicht verstehen, warum von DDR-Flüchtlingen die Rede ist, denn wovor hätten die DDR-Bürger denn Grund zu fliehen? Marius wünscht sich in diesen Tagen eine Maus als Haustier und ahnt nicht, dass seine Mutter gerade ganz andere Sorgen hat: Der Vater war „zur Klärung eines Sachverhalts“ abgeholt worden.

An die Nacht des Mauerfalls erinnert sich Marius nicht mehr, aber an die erste Fahrt nach Westberlin kurz darauf zur Großtante in Spandau. Dass er seine Tante dort unbedingt in den Supermarkt begleiten will, kann sie nicht verstehen. In der Schule gibt es zu der Zeit Ärger für eine Mitschülerin: Die Eltern hatten sie krankgemeldet, tatsächlich aber ist die Familie des Mädchens in den Westen gefahren. Und auch Marius erhält eine Rüge, als er sich über das Pionierhalstuch eines Klassenkameraden lustig macht.

In den 1990er-Jahren beobachtet Marius, wie seine Eltern versuchen, berufliche Stabilität zu erlangen. Der Vater geht in die Stadtverwaltung und die Mutter hat immer wieder wechselnde Stellen. Auch an Umschulungen nimmt sie teil. Die Familie kauft ein Haus und übernimmt sich damit finanziell. Am Ende schaffen sie es aber doch, über die Runden zu kommen.

Für Marius sind die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung geprägt vom Erwachsenwerden, vom Wechsel ans Evangelische Gymnasium und davon, dass sich Jugendliche nun „rechts“ oder „links“ positionieren und dabei aneinandergeraten.

Sein frühester Berufswunsch ist Schriftsteller. Nach dem Abitur entscheidet er sich dann für ein Studium der Neueren und Neuesten Geschichte in Berlin.

Als Jugendlicher macht Marius die Erfahrung, dass es auch nach dem Ende der DDR staatliche Versuche gibt, sich über demokratische Spielregeln hinwegzusetzen. Diesmal ist es die Bundeswehr, die gegen den Widerstand einer ganzen Region versucht, die Kyritz-Ruppiner Heide weiter militärisch zu nutzen. Der Erfolg der Proteste gegen das „Bombodrom“ und die Demokratische Revolution von 1989 sind für ihn eine Ermutigung, dass sich die Welt verändern lässt.

Heute lebt und arbeitet Marius in Brandenburg an der Havel.

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